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Geographie, Geschichte und Politik
Lage und Geografie
Der Kontinent Afrika hat eine Fläche von 30 Mio. km², das sind 20 % der
gesamten Landfläche der Erde. Das kleine Land Malawi hat daran mit einer
Fläche von 118.484 km² (Deutschland im Vergleich: 357.104 km²) nur einen
Anteil von 0,4 %. Es liegt im Südosten Afrikas und ist ein Binnenland, das
heißt ohne Zugang zum Meer. Malawi ist schmal und lang gestreckt mit einer
Nord-Süd-Ausdehnung von 850 km und einer Ost-West-Ausdehnung von 350 km an
seiner breitesten Stelle. Malawi grenzt an Mosambik im
Süden und Osten, im
Westen an Sambia und im Norden an Tansania.
Landschaftsbild
Malawis Landfläche bildet zu einem Teil das südliche Ende des
Ostafrikanischen Grabenbruchsystems, das durch einen Riss in der Erdkruste
entstand und sich über das Rote Meer bis in die Türkei erstreckt. Dieses „Rift
Valley“ durchzieht das Land von Norden nach Süden. Am südlichen Ende des
riesigen Malawisees setzt sich der Grabenbruch fort.
Malawis abwechslungsreiche Landschaftsgestalt ist geprägt von Hochflächen,
die von einzelnen Inselbergen überragt werden, weiten Ebenen und dem
Malawisee. Die
nördliche Region ist bergig und erreicht auf 2400 m ihre
höchste Erhebung auf dem Nyika Plateau. Der höchste Berg des Landes liegt im
Süden und ist Teil des Mulanje Massivs.
Sein Gipfel heißt Sapitwa und liegt
auf 3.000 m Höhe. Er ragt aus einer Ebene mit grünen Teeplantagen heraus.
Der tiefste Punkt des Landes liegt auf 37 m weiter im Süden, im heißen
Shiretal, an der Grenze zu Mosambik.
Menschen
Der Kontinent Afrika wird von etwa einer Milliarde Menschen (knapp 15 % der
Weltbevölkerung) bewohnt, davon sind 1,5 % Malawier. Malawi ist ein
multikulturelles Land. Es hat sieben Hauptbevölkerungsgruppen, jeweils mit
eigener Sprache, dazu zahlreiche kleinere Ethnien, von denen die meisten
leben im nördlichen Distrikt Chitipa leben. Gesprochen werden Englisch als
Amtssprache und verschiedene Bantusprachen.
Die Chewa, die überwiegend in
der Zentral- und Südregion leben, bilden die größte Volksgruppe. Unter den
ca. 15 Mio. Einwohnern leben etwa 10.000 Europäer, meist Briten und
Südafrikaner, außerdem etwa 40.000 Asiaten, vorwiegend Inder und neuerdings
Chinesen. Die meisten Malawier gehören christlichen Konfessionen an und
begegnen einem natürlich, auffallend freundlich und meist mit viel Humor.
Geschichte, Politik und Wirtschaft
Malawi gilt als die Wiege der Menschheit. In den 1980er und 1990er Jahren
gelangen einem deutsch-malawischen Wissenschaftlerteam im Norden des Landes
aufsehenerregende Knochenfunde von 2,5 Mio. Jahre alten Vormenschen (Homo
Rudolfensis). Die früheste nachweisbare Besiedelung des Gebietes durch der
Gattung Homo sapiens geschah durch Stämme der San mit ihrer steinzeitlichen
Kultur der Jäger und Sammler.
Im Mittelalter wurde das Königreich Maravi gegründet, dessen Herrschaft
mehrere Jahrhunderte Bestand hatte. Erst im 19. Jahrhundert drang der
Sklavenhandel von der ostafrikanischen Küste in das Gebiet um den Malawisee
vor. Zwei Monate vor dem deutschen Afrikaforscher Dr. Albrecht Roscher
erreichte der Schotte Dr. David Livingstone im Jahre 1859 den „Lake of the
Stars“ und behauptete fortan, als erster Europäer den Malawisee entdeckt zu
haben. Allerdings war ihm bereits der Portugiesen Gaspar Bocarro zu Beginn
des 17. Jahrhunderts mehr als 200 Jahre zuvorgekommen.
Unter dem Namen „Nyasaland“ (Nyasa heisst „Land des Sees“) stand das Gebiet
seit 1891 unter britischer Verwaltung und wurde zwei Jahre später britisches
Protektorat. Die relativ späte Inbesitznahme durch die Kolonialmacht England
begründet sich in dem Mangel an Bodenschätzen. Malawis geografische Lage als
Binnenland mit mangelnder Infrastruktur waren weitere Gründe für das
Fernbleiben der Europäer. Die Macht der traditionellen Herrscher wurde von
der britischen Kolonialmacht kaum beschnitten, solange sie sich loyal
verhielten. Erst 1915, als die britische Regierung im Ersten Weltkrieg die
Wehrpflicht für die männlichen Protektoratsbewohner einführen wollte,
stellte sich eine Gruppe unter der Führung des Pfarrers John Chilembwe den
britischen Fremdherrschern in einem bewaffneten Widerstand entgegen.
1944 entstand der Nyasaland African Congress, der vehementer Gegner der von
London 1953 installierten Föderation von Rhodesien und Nyasaland war. Dr.
Hastings Kamuzu Banda, der sich später selbst zum Präsidenten auf Lebenszeit
ernennen sollte, führte das Land 1964 in die Unabhängigkeit. Er regierte
Malawi mit eiserner Faust, ohne den armen Agrarstaat zu entwickeln. Aufgrund
der erfolgreichen Arbeit der malawischen Opposition im Ausland, die es
schaffte, den Einfluss der Kirchen in Malawi für sich zu nutzen, endete die
Schreckensherrschaft Bandas 1994. Der im gleichen Jahr demokratisch gewählte
Präsident Dr. Bakili Muluzi regierte bis 2004.
Malawis Verfassung von 1995, die sich am britischen Rechtssystem orientiert,
weist das Land als eine präsidiale Republik aus. Seit Mai 2004 regiert der
Präsident und Ökonom Dr. Bingu wa Mutharika. Er wird sich bei der kommenden
Parlaments- und Präsidentenwahl 2014 dem Votum der Wähler stellen. Malawi
ist Mitglied der UNO, der Afrikanischen Union, des gemeinsamen Marktes für
das Östliche und Südliche Afrika (COMESA) sowie der Südafrikanischen
Entwicklungsgemeinschaft (SADC).
In Malawi leben viele Menschen nach europäischem Maßstab in Armut. Jedoch
kann sich der Agrarstaat weitgehend selbst ernähren und erlebte bis 2009
einen starken wirtschaftlichen Aufschwung, mit bis zu 10% jährlichem
Wirtschaftswachstum. In der Weltwirtschaft spielt Malawi keine Rolle.
Hauptexportgüter sind Tabak, Tee, Kaffee, und Baumwolle.
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Text und Karte ostafrika-tours
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